Scientific Abstract: Shareholder vs. Stakeholder
Dies ist ein Scientific Abstract (Zusammenfassung wissenschaftlicher Quellen) zum Thema „Shareholder vs. Stakeholder“. Das Abstract wurde freundlicherweise von Peter Klein (FOM München) zur Verfügung gestellt.
Der Shareholder Value Ansatz ist ein von Alfred Rappaport entwickeltes betriebswirtschaftliches Konzept. Nach diesem hat die Unternehmensleitung im Sinne der Anteilseigner (zum Beispiel Aktionäre) zu handeln. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Anteilseigner werden in den Mittelpunkt des Interesses gestellt. Ziel ist den Kurswert der Aktien und damit den Marktwert des Gesamtunternehmens zu erhöhen und eine langfristige Optimierung der Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität zu erreichen.
Kritiker lehnen die Fokussierung auf den Unternehmenswert ab, da hierdurch nur eine Interessengruppe berücksichtigt wird. Daher wurde nach einem mehrdimensionalen Zielsystem der Wertsteigerung gesucht, in dem weitere relevante Interessengruppen (Stakeholder) bei der finanzwirtschaftlichen Planung berücksichtigt werden sollen. Der daraus entstandene Stakeholder Ansatz kann als Weiterentwicklung des Shareholder Value Ansatzes gesehen werden.
Das Stakeholder Management beschreibt einen Management-Ansatz, bei dem über die Anteilseigner hinaus andere Anspruchsgruppen in die Willensbildung und Entscheidungsfindung einbezogen werden. Als Stakeholder werden alle Personen und Organisationen bezeichnet, die einen Anspruch an das Unternehmen definieren können, oder ein Interesse am Verlauf bzw. Ergebnis eines Prozesses oder Projektes haben. Interne Stakeholder können Aktionäre, Manager und auch Mitarbeiter sein. Externe Stakeholder wiederum Kunden, Lieferanten, Gläubiger und der Staat.
Während dem Shareholder Value Ansatz das Ziel zugrunde liegt, den Aktionärsnutzen zu maximieren, verfolgt dagegen der Stakeholder Value Ansatz das Ziel, entgeltliche Leistungen zu erstellen, um mit den erzielten Geldwerten alle Stakeholder zufrieden zu stellen. Beispielsweise die Mitarbeiter gerecht zu entlohnen, Kapitalverzinsungen erhöhen oder Steuern zu zahlen. Das Ziel ist das „sinnvolle Überleben“ des Unternehmens. Dies ist zwar auch im Rahmen des Shareholder Value Ansatzes von Bedeutung, gilt allerdings noch nicht als Erfolgsmaßstab für die Managementleistung. Viel mehr gilt hier die Wertsteigerung als Indikator für den Markt- und Kundenerfolg.
So gegensätzlich die beiden Ansätze in der Theorie auch klingen mögen, so ist in der Praxis eine reine Managementorientierung nach einem von beiden Ansätzen kaum realisierbar. Auf der einen Seite zeigt sich, dass ein Unternehmen, das wertorientiert geführt wird und die Aktionärsinteressen verfolgt, die übrigen Interessengruppen nicht ignorieren kann. So müssen Mitarbeiter zufrieden gestellt werden, damit diese dem Unternehmen treu bleiben. Auch Kunden, die nicht zufrieden gestellt werden, werden sich von diesem Unternehmen trennen.
Verfolgt das Management die Maximierung des Unternehmenswertes, so fördert es sowohl die Interessen seiner Aktionäre als auch die der übrigen Anspruchsgruppen, was einen gesamtgesellschaftlichen Wohlstand zur Folge hat. Insofern berücksichtigt der Shareholder Value Ansatz neben den Unternehmenseigentümern indirekt auch andere Stakeholder.
Analog dazu lässt sich beim Stakeholder Ansatz feststellen, dass weder Mitarbeiter, Kunden oder andere Anspruchsberechtigte einen Vorteil hätten, wenn das Unternehmen keinen ökonomischen Erfolg aufweist.
Die Konzentration auf das Ziel „Maximierung des Shareholder Value“ ist daher entscheidend und für das Unternehmen einfacher umzusetzen.
Insgesamt sind also alle Anspruchsgruppen an guter bzw. überdurchschnittlicher Rendite interessiert. Dafür ist ein gesundes Unternehmen notwendig. Auf der anderen Seite steht fest, dass ein Management, das den Ausgleich aller Interessen zum Unternehmensziel macht, ohne Wahrung der Interessen der Eigenkapitalgeber langfristig keinen Erfolg haben wird. Wichtig ist also die Erkenntnis, dass erst wirtschaftliches Handeln die Voraussetzung für die Befriedigung der Interessen aller Anspruchsgruppen bildet.
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