Management Basics, WS 2013, Grundlagen VWL: Thema Euro-Krise
Hi Leute,
anbei mein Abstract zu folgender Aufgabenstellung:
Ausgangslage
Seit Jahren häufen sich in besorgniserregender Zahl Informationen über sog. „Notleidende Volkswirtschaften“ in der EU, insbesondere in der „Euro-Währungszone“.
Aufgabenstellung
Welche Möglichkeiten hat die EU / die EZB zur Bewältigung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise in Griechenland und Zypern sowie zur Verhinderung eines Übergreifens der Krise auf den gesamten EU-Wirtschafts- raum? Begründen Sie Ihre Antwort.
Inhalte
- volkswirtschaftliches Begriffssystem
- Wirtschafts- und Marktordnung einer gelenkten Marktwirtschaft
- Störung im Geldwesen und deren wirtschaftliche Auswirkungen
Folgendes ist mir dazu eingefallen, bisher allerdings noch nicht auf zwei handschriftliche Seiten gekürzt und auch noch nicht geschrieben (daher auch nicht benotet).
Konstruktive Kritik ist willkommen.
Quellen waren im Wesentlichen das Skript, die Webseite der EZB und EU, sowie einzelne Online-Veröffentlichungen von Bildungsministerien und Online-Artikel (Handelsblatt/Focus). Diese habe ich nicht extra ausgewiesen, da unser Dozent (Herr Dr. Grimm) darauf keinen Wert legt.
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Seit Ausbruch der weltweiten Wirtschaftskrise im Jahr 2008 und der darauf folgenden europäischen Finanzkrise konnte ein markt-eingreifendes Handeln durch die einzelnen Regierungen der EU-Länder, die Europäische Zentralbank und die Kommission beobachtet werden.
Im folgenden soll untersucht werden, welche Mittel der EU, im Besonderen der Europäischen Zentralbank zur Verfügung stehen, Störungen im wirtschaftspolitischen System Europas heute und auch in Zukunft nachhaltig einzudämmen.
Das System einer gelenkten Marktwirtschaft, wie der EU, besteht im Wesentlichen aus den drei Werkzeugen der Staatsintervention: Ordnungs-, Prozess- und Strukturpolitik, welche durch definierte Rahmenbedingungen für alle Akteure den Wettbewerb anregen sollen. Speziell die Prozesspolitik, welche sich in Konjunkturpolitik (zur Dämpfung konjunktureller Schwankungen) und die Wachstumspolitik (zur Durchsetzung eines kontinuierlichen und gemäßigten Wirtschaftswachstums) unterteilt, bietet der EU den größten Hebel zur Bekämpfung der Krise.
Da sich die Eurokrise im Wesentlichen durch Störungen innerhalb einer länderübergreifenden Währung kennzeichnet, soll hier speziell auf die Geldpolitik als konjunkturbeeinflussendes Mittel eingegangen werden, welches maßgeblich durch die EZB eingesetzt werden kann:
Eine Senkung des Leitzinses, also dem Zinssatz, zu welchem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, soll die Rentabilität der Institute stärken. Bestenfalls werden die günstigen Kredite an die Wirtschaft weitergegeben. Jede Volkswirtschaft hängt von einer kontinuierlichen Inflation ab, um Konsum und Investitionen aufrecht erhalten zu können. Die Leitzinssenkung auf das Rekordtief von 0,25% hatte den Hintergrund einer drohenden Deflation für den gesamten Eurowährungsraum.
Eine Senkung der Mindestreserve, also dem Teil des Kapitals, welches eine Bank als Bargeld vorhalten muss, führt zu höherer Geldschöpfungsmöglichkeit und ebenfalls zu mehr Rentabilität.
Sofern das Leitzinsniveau bereits auf dem Minimum angekommen ist, kann der Markt durch Quantitative Easing, also dem Aufkauf von Staatsanleihen, weitergehend stimuliert werden, wie es beispielsweise mit den umfassenden Outright Monetary Transactions aktuell durchgeführt wird.
Es könnte auch unterstützend durch die Politik selbst das Auslösen eines politischen Konjunkturzyklus (expansive Geldpolitik wie z.B. Erhöhung der Staatsausgaben und Reduktion von Steuern) angewendet werden, welches der amtierenden Regierung eines Landes größere Chance auf Wiederwahl und somit Möglichkeit zur Fortsetzung der bisherigen wirtschaftspolitischen Kurses gäbe (Euro-Rettung & Sparmaßnahmen). Hierbei wären jedoch zeitversetzte inflationäre Begleiteffekte im Nachhinein durch konjunkturabkühlende Maßnahmen einzudämmen. Kritisch zu betrachten wäre, inwieweit eine unabhängige Währungsinstanz solche politische Interessen überhaupt direkt unterstützen dürfte.
Von manchen wird auch die Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf kurzfristige Devisengeschäfte gefordert, um so die Finanz-Spekulationen auf ein gesundes Maß zu beschränken. Diese müsste jedoch weltweit greifen, um die Verlagerung von Finanzgeschäften in einzelne attraktivere Länder zu verhindern. Die Einführung wäre vermutlich insgesamt ein langwieriger Prozess.
Allen bisher genannten Maßnahmen ist jedoch gemein, dass sie nicht die Ursache, sondern lediglich die Symptome der Krise bekämpfen. Zahler sind die reicheren EU-Mitgliedsstaaten, speziell deren Steuerzahler. Um Krisen in solch großem Ausmaß in Zukunft verhindern zu können, müssen die belegbar funktionierenden theoretischen Volkswirtschaftsmodelle vor irrationalem Handeln des Homo Oeconomicus geschützt werden, damit diese in ihrer Funktion nicht beeinträchtigt werden.
Dies kann bereits vor dem Beitritt neuer EU-Beitrittskandidaten passieren, indem die vorgelegten Stabilitätskriterien erst einmal entsprechend validiert werden. Zudem bestehen Mitgliedschaften nach dieser einmaligen Konvergenzprüfung unbefristet, es gibt somit keinen Anreiz, sich an die gesetzten Schuldenziele gebunden zu fühlen. Hier muss es bei grobem Fehlverhalten die Möglichkeit zu Sanktionen oder gar den geordneten Ausschluss einzelner Mitglieder, beispielsweise in Form einer Insolvenzordnung für Staaten, geben.
Des Weiteren muss der Einfluss der Banken eingeschränkt werden, diese dürfen keine Systemrelevanz („too big to fail“/ „to interconnected to fail“) erlangen. Dies wäre beispielsweise eine Bank, die wirtschaftlich bereits so bedeutend geworden ist, dass ihr Zusammenbruch andere Institute ebenfalls mitreißen würde und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Volkswirtschaft so gravierend wären, dass der Staat faktisch gezwungen ist, sie durch Übernahme von Schulden und Tilgung von Verbindlichkeiten zu retten, um das Wirtschaftssystem vor dem Zusammenbruch zu retten. Sind sich Banken ihrer großen Bedeutung für eine Volkswirtschaft bewusst, so kann dies zu rücksichtslosem Handeln (Moral Hazard-Verhalten) führen, welches umso mehr die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährdet. Kontrollinstanzen, die in die ursprünglich beabsichtigte Richtung lenken, sind daher heutzutage anders als in einem liberalen Markt, unabdingbar geworden.
Als ein Schritt in die richtige Richtung ist die Kontrolle der 130 größten Banken des Euroraumes ab 2014 durch die EZB zu bewerten.
Jede große Krise bietet im Umkehrschluss auch die Chance die Regeln grundlegend zu ändern und das Verantwortungsbewusstsein bei den beteiligten Akteuren zu fordern. Die regulären Möglichkeiten zur Systemerhaltung sind inzwischen ausgeschöpft und für die EZB ist es umso wichtiger die Rolle des Krisenmanagers abzulegen und schnellstmöglich den Status einer unabhängigen Finanzinstitution zurück zu erlangen.
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anbei mein Abstract zu folgender Aufgabenstellung:
Ausgangslage
Seit Jahren häufen sich in besorgniserregender Zahl Informationen über sog. „Notleidende Volkswirtschaften“ in der EU, insbesondere in der „Euro-Währungszone“.
Aufgabenstellung
Welche Möglichkeiten hat die EU / die EZB zur Bewältigung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise in Griechenland und Zypern sowie zur Verhinderung eines Übergreifens der Krise auf den gesamten EU-Wirtschafts- raum? Begründen Sie Ihre Antwort.
Inhalte
- volkswirtschaftliches Begriffssystem
- Wirtschafts- und Marktordnung einer gelenkten Marktwirtschaft
- Störung im Geldwesen und deren wirtschaftliche Auswirkungen
Folgendes ist mir dazu eingefallen, bisher allerdings noch nicht auf zwei handschriftliche Seiten gekürzt und auch noch nicht geschrieben (daher auch nicht benotet).
Konstruktive Kritik ist willkommen.
Quellen waren im Wesentlichen das Skript, die Webseite der EZB und EU, sowie einzelne Online-Veröffentlichungen von Bildungsministerien und Online-Artikel (Handelsblatt/Focus). Diese habe ich nicht extra ausgewiesen, da unser Dozent (Herr Dr. Grimm) darauf keinen Wert legt.
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Seit Ausbruch der weltweiten Wirtschaftskrise im Jahr 2008 und der darauf folgenden europäischen Finanzkrise konnte ein markt-eingreifendes Handeln durch die einzelnen Regierungen der EU-Länder, die Europäische Zentralbank und die Kommission beobachtet werden.
Im folgenden soll untersucht werden, welche Mittel der EU, im Besonderen der Europäischen Zentralbank zur Verfügung stehen, Störungen im wirtschaftspolitischen System Europas heute und auch in Zukunft nachhaltig einzudämmen.
Das System einer gelenkten Marktwirtschaft, wie der EU, besteht im Wesentlichen aus den drei Werkzeugen der Staatsintervention: Ordnungs-, Prozess- und Strukturpolitik, welche durch definierte Rahmenbedingungen für alle Akteure den Wettbewerb anregen sollen. Speziell die Prozesspolitik, welche sich in Konjunkturpolitik (zur Dämpfung konjunktureller Schwankungen) und die Wachstumspolitik (zur Durchsetzung eines kontinuierlichen und gemäßigten Wirtschaftswachstums) unterteilt, bietet der EU den größten Hebel zur Bekämpfung der Krise.
Da sich die Eurokrise im Wesentlichen durch Störungen innerhalb einer länderübergreifenden Währung kennzeichnet, soll hier speziell auf die Geldpolitik als konjunkturbeeinflussendes Mittel eingegangen werden, welches maßgeblich durch die EZB eingesetzt werden kann:
Eine Senkung des Leitzinses, also dem Zinssatz, zu welchem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, soll die Rentabilität der Institute stärken. Bestenfalls werden die günstigen Kredite an die Wirtschaft weitergegeben. Jede Volkswirtschaft hängt von einer kontinuierlichen Inflation ab, um Konsum und Investitionen aufrecht erhalten zu können. Die Leitzinssenkung auf das Rekordtief von 0,25% hatte den Hintergrund einer drohenden Deflation für den gesamten Eurowährungsraum.
Eine Senkung der Mindestreserve, also dem Teil des Kapitals, welches eine Bank als Bargeld vorhalten muss, führt zu höherer Geldschöpfungsmöglichkeit und ebenfalls zu mehr Rentabilität.
Sofern das Leitzinsniveau bereits auf dem Minimum angekommen ist, kann der Markt durch Quantitative Easing, also dem Aufkauf von Staatsanleihen, weitergehend stimuliert werden, wie es beispielsweise mit den umfassenden Outright Monetary Transactions aktuell durchgeführt wird.
Es könnte auch unterstützend durch die Politik selbst das Auslösen eines politischen Konjunkturzyklus (expansive Geldpolitik wie z.B. Erhöhung der Staatsausgaben und Reduktion von Steuern) angewendet werden, welches der amtierenden Regierung eines Landes größere Chance auf Wiederwahl und somit Möglichkeit zur Fortsetzung der bisherigen wirtschaftspolitischen Kurses gäbe (Euro-Rettung & Sparmaßnahmen). Hierbei wären jedoch zeitversetzte inflationäre Begleiteffekte im Nachhinein durch konjunkturabkühlende Maßnahmen einzudämmen. Kritisch zu betrachten wäre, inwieweit eine unabhängige Währungsinstanz solche politische Interessen überhaupt direkt unterstützen dürfte.
Von manchen wird auch die Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf kurzfristige Devisengeschäfte gefordert, um so die Finanz-Spekulationen auf ein gesundes Maß zu beschränken. Diese müsste jedoch weltweit greifen, um die Verlagerung von Finanzgeschäften in einzelne attraktivere Länder zu verhindern. Die Einführung wäre vermutlich insgesamt ein langwieriger Prozess.
Allen bisher genannten Maßnahmen ist jedoch gemein, dass sie nicht die Ursache, sondern lediglich die Symptome der Krise bekämpfen. Zahler sind die reicheren EU-Mitgliedsstaaten, speziell deren Steuerzahler. Um Krisen in solch großem Ausmaß in Zukunft verhindern zu können, müssen die belegbar funktionierenden theoretischen Volkswirtschaftsmodelle vor irrationalem Handeln des Homo Oeconomicus geschützt werden, damit diese in ihrer Funktion nicht beeinträchtigt werden.
Dies kann bereits vor dem Beitritt neuer EU-Beitrittskandidaten passieren, indem die vorgelegten Stabilitätskriterien erst einmal entsprechend validiert werden. Zudem bestehen Mitgliedschaften nach dieser einmaligen Konvergenzprüfung unbefristet, es gibt somit keinen Anreiz, sich an die gesetzten Schuldenziele gebunden zu fühlen. Hier muss es bei grobem Fehlverhalten die Möglichkeit zu Sanktionen oder gar den geordneten Ausschluss einzelner Mitglieder, beispielsweise in Form einer Insolvenzordnung für Staaten, geben.
Des Weiteren muss der Einfluss der Banken eingeschränkt werden, diese dürfen keine Systemrelevanz („too big to fail“/ „to interconnected to fail“) erlangen. Dies wäre beispielsweise eine Bank, die wirtschaftlich bereits so bedeutend geworden ist, dass ihr Zusammenbruch andere Institute ebenfalls mitreißen würde und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Volkswirtschaft so gravierend wären, dass der Staat faktisch gezwungen ist, sie durch Übernahme von Schulden und Tilgung von Verbindlichkeiten zu retten, um das Wirtschaftssystem vor dem Zusammenbruch zu retten. Sind sich Banken ihrer großen Bedeutung für eine Volkswirtschaft bewusst, so kann dies zu rücksichtslosem Handeln (Moral Hazard-Verhalten) führen, welches umso mehr die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährdet. Kontrollinstanzen, die in die ursprünglich beabsichtigte Richtung lenken, sind daher heutzutage anders als in einem liberalen Markt, unabdingbar geworden.
Als ein Schritt in die richtige Richtung ist die Kontrolle der 130 größten Banken des Euroraumes ab 2014 durch die EZB zu bewerten.
Jede große Krise bietet im Umkehrschluss auch die Chance die Regeln grundlegend zu ändern und das Verantwortungsbewusstsein bei den beteiligten Akteuren zu fordern. Die regulären Möglichkeiten zur Systemerhaltung sind inzwischen ausgeschöpft und für die EZB ist es umso wichtiger die Rolle des Krisenmanagers abzulegen und schnellstmöglich den Status einer unabhängigen Finanzinstitution zurück zu erlangen.
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