Quantitative vs Qualitative Forschung
In wissenschaftlichen Arbeiten wie der Bachelor- oder Masterarbeit wird erwartet, dass du eigenständige Forschung betreibst. Dabei kannst du methodisch entweder qualitativ oder quantitativ vorgehen. Was das bedeutet, wo die Unterschiede liegen, und welche Methode für welche Forschungsziele besser geeignet ist, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist der Unterschied zwischen qualitativer und quantitativer Forschung?
Der Hauptunterschied zwischen qualitativer und quantitativer Forschung liegt in der Art und Weise, wie Daten gesammelt und analysiert werden. Qualitative Forschung zielt darauf ab, ein tiefes Verständnis von Phänomenen zu gewinnen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Quantitative Forschung hingegen konzentriert sich auf die Erhebung großer Datenmengen, die durch statistische Analysen interpretiert werden. Anders gesagt: Mit quantitativer Forschung sammelst du möglichst viele Daten, mit qualitativer möglichst genaue Daten.
Qualitative Forschung | Quantitative Forschung |
neue Theorien aufstellen | vorhandene Theorien überprüfen |
deduktives Vorgehen | induktives Vorgehen |
kleine Probandenzahl ausreichend | große Stichprobe notwendig |
offene Fragen | geschlossene / Multiple Choice Fragen |
Ergebnisse in Worten präsentieren | Ergebnisse in Zahlen, Diagrammen, Tabellen, etc präsentieren |
Quantitative Forschung
In quantitativer Forschung geht es darum, möglichst viele Daten zu sammeln, um repräsentative Aussagen treffen zu können. Fragst du beispielsweise nur fünf Menschen, wen sie bei der nächsten Bundestagswahl wählen würden, erreichst du kein repräsentatives Ergebnis. Fragst du jedoch 100, 1.000, oder gar 10.000 Menschen kriegst du ein sehr viel realistischeres und somit repräsentatives Bild.
Quantitative Forschung muss wissenschaftliche Gütekriterien einhalten. Dazu zählt zum Beispiel auch, dass die Ergebnisse reproduzierbar sein müssen. Führt ein anderer Wissenschaftler das Experiment genau so durch, wie du es getan hast, sollte er zu dem gleichen Ergebnis kommen. Dafür müssen deine Ergebnisse auch nachvollziehbar und verständlich sein.
Statt neue Theorien aufzustellen, geht es bei quantitativer Forschung eher darum, Hypothesen zu überprüfen und Beweise zur Verifikation oder Falsifikation dieser zu sammeln.
Damit sich große Datenmengen bearbeiten lassen, müssen die Fragen standardisiert sein. Es soll sich außerdem nicht um offene, sondern um geschlossene Fragen handeln. Dazu zählen Ja/Nein Fragen oder Multiple Choice Fragen, die sich leicht auswerten und vergleichen lassen.
Beispiele für quantitative Methoden sind:
- Umfragen
- Experimente
- Beobachtungen
- (physiologische) Messungen
- Zählungen
- Meta-Analysen (Erkenntnisse aus anderen Primärstudien ziehen)
- quantitative Inhaltsanalysen
Qualitative Forschung
Bei qualitativer Forschung geht es nicht so sehr darum, dass die Ergebnisse repräsentativ sind. Forschst du also beispielsweise zum Wahlverhalten, würden fünf Interviews schon ausreichen, solange du mit den Interviewpartnern in die Tiefe gehst und ihre Motivationen und Gründe hinter den Wahlentscheidungen analysierst. Statt in Zahlen, Daten und Fakten erfolgt die Ergebnispräsentation hier in Worten, bspw. durch Zitate.
Mit qualitativer Forschung lassen sich neue Erkenntnisse erzielen. Themen, die in den standardisierten Fragebögen quantitativer Forschung keinen Platz finden, können in qualitativen Interviews auffallen und herausgearbeitet werden.
In der qualitativen Forschung stehen andere wissenschaftliche Gütekriterien im Fokus als bei der quantitativen Forschung. Beispielsweise rücken Objektivität und Reproduzierbarkeit eher in den Hintergrund. Es ist gar nicht möglich, qualitative Forschung besonders objektiv durchzuführen, da deine Perspektive als Forschender sich unweigerlich in der Analyse auf die Ergebnisse auswirken wird. Deswegen kann es durchaus sein, dass ein anderer Forscher zum selben Thema andere Ergebnisse erzielt. Aus diesem Grund werden die Gütekriterien Nachvollziehbarkeit und Ehrlichkeit umso wichtiger. Reflektiere im Methodik-Kapitel, inwiefern deine Positionierungen, Vorurteile und Einstellungen die Forschung beeinträchtigt haben könnten und lege deinen Forschungsprozess nachvollziehbar dar.
Beispiele für qualitative Methoden sind:
- Qualitative Befragungen (bspw. Leitfadeninterviews, fokussierte Interviews, narrative Interviews, problemzentrierte Interviews)
- Experteninterviews
- qualitative Inhaltsanalysen
- Gruppendiskussionen
- Nutzwertanalysen
- Fallstudien
Mixed Methods
Mixed Methods kombinieren qualitative und quantitative Ansätze, um umfassendere Einblicke zu erhalten. Diese Methode wird oft verwendet, wenn sowohl statistische Daten als auch detaillierte Einsichten erforderlich sind. Ein Beispiel für Mixed Methods ist eine Umfrage, die sowohl geschlossene als auch offene Fragen enthält. Oder du kannst eine qualitative Methode wie ein Experteninterview zur Hypothesenbildung nutzen und anschließend durch eine quantitative Studie diese Theorie dann überprüfen.
Fazit: Wann sollte welche Methode verwendet werden?
Ob qualitative oder quantitative Methoden besser geeignet sind, hängt von der jeweiligen Forschungsfrage ab. Wenn das Ziel ist, neue Theorien zu entwickeln oder tiefere Einsichten in menschliches Verhalten zu erhalten, ist qualitative Forschung sinnvoll. Wenn jedoch bereits bestehende Theorien überprüft oder allgemeingültige Aussagen getroffen werden sollen, eignet sich quantitative Forschung besser.
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