AI Tools zur Literaturrecherche
Heutzutage eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen bedeutet etwas ganz anderes als es vor 50, 10, oder auch vor 3 Jahren noch bedeutete. Denn Künstliche Intelligenz (auch „AI“ für „Artificial Intelligence“ genannt) revolutioniert die ganze Welt und somit auch die wissenschaftliche Arbeit.
Warum AI-Tools für die Literaturrecherche?
Die Nutzung von AI-gestützten Recherche-Tools hat viele Vorteile. KI kann riesige Datenmengen durchsuchen, Muster erkennen und spezifische Informationen gezielt herausfiltern. Damit können Forscher und Studierende schnell auf relevante Inhalte zugreifen, ohne manuell durch unzählige Quellen zu blättern.
Vorteile von AI-gestützten Literatur-Tools:
- Zeitersparnis: Statt Stundenlang Bibliothekskataloge zu durchforsten, erledigt KI die Aufgabe für dich in Sekunden.
- Genauigkeit: KI kann gezielt auf relevante Keywords, Themen und Fachgebiete eingehen.
- Aktualität: Viele Tools bieten aktuelle Studien und Artikel in Echtzeit an.
Worauf du beim Verfassen einer Literature Review achten musst, erfährst du in diesem Artikel: Literature Review: Stand der Forschung beschreiben
Für die Literaturrecherche gibt es besonders hilfreiche Tools, mit denen du neue Publikationen finden oder Verknüpfungen zwischen Texten herausarbeiten kannst. Die Tools sind auch ideal, um sich einen Themenüberblick zu verschaffen. Generell wird zwischen Finders und Connectors unterschieden:
- Finders: Hier gibst du ein Thema oder eine Forschungsfrage ein, und die KI zeigt dir passende Publikationen zur Beantwortung deiner Frage.
- Connectors: Hier gibst du eine bestehende Publikation an und die KI findet Verknüpfungen für dich mit anderen wissenschaftlichen Publikationen, die dich weiterbringen.
10 Empfehlungen für AI Tools zur Literaturrecherche
Semantic Scholar
- Kosten: kostenlos
- für deutsche Recherche geeignet: ja
- Link: semanticscholar.org
Semantic Scholar ist eine AI-gestützte Datenbank mit wissenschaftlicher Literatur, die vielen anderen Tools auch als Basis dient. In der Datenbank sind über 200 Millionen wissenschaftliche Fachartikel aus allen Disziplinen vertreten. Die Suchergebnisse kannst du nach Relevanz, Zitationen, Einfluss oder Aktualität beliebig ordnen. In der Artikelansicht werden dir zudem ähnliche Artikel vorgeschlagen.
Open Access Quellen kannst du direkt im Semantic Reader ansehen und bearbeiten. Die dort integrierte künstliche Intelligenz kann dir direkt relevante Textpassagen markieren, sodass das Überfliegen des Textes schneller vorangeht. Außerdem kannst du Zitate direkt im Text anklicken, um zu prüfen, ob sie für dich ebenfalls relevant sind.
Open Knowledge Maps
- Kosten: kostenlos
- für deutsche Recherche geeignet: ja
- Link: openknowledgemaps.org
Open Knowledge Maps ist ideal für den Einstieg in ein neues Forschungsthema und hilft, sich schnell einen Überblick zu verschaffen. Als Connector gibt die Suchplattform Vorschläge für verknüpfte Artikel. Basierend auf dem Thema, das du in die Suchleiste eingibst, erstellt Open Knowledge Maps Cluster zu verwandten Unterthemen mit einer Auswahl an passenden Artikeln. Diese Knowledge Maps kannst du speichern oder auch mit anderen Forschenden auf der Plattform teilen.
Open Knowledge Maps ist eine Nonprofit Organisation auf Spendenbasis. Sie ist kostenlos nutzbar und setzt sich damit stark für den Leitsatz der Open Science ein. Artikel, die Open Access verfügbar sind, können auch direkt im Interface von Open Knowledge Maps gelesen werden.
Elicit
- Kosten:
- Basic: kostenlos
- Plus: 10$ monatlich
- Pro: 42$ monatlich
- für deutsche Recherche geeignet: einigermaßen
- Link: elicit.com
Mit Elicit kannst du in Sekundenschnelle einen Überblick über ein neues Thema oder vorläufige Antworten auf deine Forschungsfragen finden. In die Suchleiste kannst du eine Frage eingeben und Elicit fasst dir passend dazu kostenlos die vier wichtigsten Paper und deren Erkenntnisse zusammen. Dabei werden 125 Millionen wissenschaftliche Publikationen aus allen Disziplinen in Betracht gezogen. Anschließend kannst du mit den Artikeln chatten, Tabellen erstellen und vieles mehr, um einen Überblick zu bekommen.
Grundsätzlich ist Elicit auf Englisch eingestellt. Du kannst deine Fragen auf Deutsch stellen und es werden auch deutsche Publikationen in Betracht gezogen, aber die Zusammenfassung, die Elicit für dich erstellt, erscheint auf Englisch. Außerdem ist zu beachten, dass Elicit nur Fragen beantworten kann, die in wissenschaftlichen Publikationen behandelt wurden. Auf die Frage „Wie wird das Wetter heute?“ oder auch „Wie viele Brezeln wurden dieses Jahr beim Oktoberfest verkauft?“ hat die Plattform eher keine Antwort.
Undermind
- Kosten: 5 Recherchen pro Monat kostenlos, sonst 16$ / Monat
- für deutsche Recherche geeignet: beschränkt
- Link: undermind.ai
Das KI Tool Undermind ist wie dein persönlicher wissenschaftlicher Assistent. Zuerst chattest du mit einem AI Assistant über dein Thema, um die Suchanfrage zu verfeinern. Dann startet Undermind mit der Suche nach passenden Publikationen. Diese kann zwar einige Minuten dauern, hat aber ein umso umfassenderes Ergebnis. Anhand der Datenbank vom oben vorgestellten AI Tool Semantic Scholar werden dir dann die wichtigsten Artikel angezeigt.
In der Ansicht ist in Prozent angegeben, wie gut der Artikel zu deinem Thema passt. Eine Erläuterung zur Relevanz des Artikels für deine Forschungsfrage wird ebenfalls generiert. Zudem ist in der Zusammenfassung auch zu sehen, wie sicher Undermind ist, dass es alle Artikel zum Thema gefunden hat. So kannst auch du dir sicher sein, in deiner Recherche keine wichtigen Artikel übersehen zu haben.
Connected Papers
- Kosten: 5 Recherchen pro Monat kostenlos, sonst 4,37€ / Monat für akademische Nutzung
- für deutsche Recherche geeignet: ja
- Link: connectedpapers.com
Connected Papers ist besonders nützlich, um thematisch verwandte Arbeiten zu einem bestimmten Papier zu finden. Die visuelle Darstellung erleichtert das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Studien. Du gibst hier eine bestimmte Publikation als Startpunkt an. Das AI Tool erstellt dann eine Grafik, in der die Verbindungen zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten deutlich werden.
Für die meisten wissenschaftlichen Arbeiten reicht die kostenlose Version von Connected Papers. Damit stehen einem monatlich fünf Recherchen zur Verfügung. Wer mehr braucht, kann ein Abo abschließen für 4,37€ im Monat. Einen Business-Tarif gibt es auch als Alternative.
Research Rabbit
- Kosten: kostenlos
- für deutsche Recherche geeignet: ja
- Link: researchrabbit.ai
Research Rabbit ist ein umfangreiches kostenloses AI Tool, das vor allem bei der Literaturrecherche unterstützen kann. Hierbei handelt es sich eher um die Kategorie „Connector“ statt „Finder“. Zu Beginn deiner Suchanfrage musst du eine Publikation angeben, die sich mit deinem Thema befasst. Ausgehend davon zeigt Research Rabbit dir dann grafisch die zugehörigen Zitationen. Mit diesen kannst du interagieren und weitere Grafen erstellen.
Texte, die dich interessieren, kannst du in Collections sichern. Der Algorithmus macht dir dann mit der Zeit passende Vorschläge zu deinen Forschungsinteressen.
Litmaps
- Kosten: kostenlos oder 10$ / Monat für Unlimited Nutzung
- für deutsche Recherche geeignet: ja
- Link: litmaps.com
Litmaps funktioniert ähnlich wie Connected Papers. Es ist ein typisches Beispiel für ein „Connector“ statt „Finder“ Tool. Auch hier sollst du einen Ausgangstext angeben, zu dem Litmaps dir dann verwandte Artikel aufzeigt und grafisch visualisiert.
In der grafischen Darstellung bei Litmaps lässt sich zudem nachvollziehen, welche Publikationen am aktuellsten sind und welche am häufigsten zitiert wurden. Basierend darauf kannst du entscheiden, in welche du hineinlesen möchtest im Rahmen deiner Literaturrecherche.
Keenious
- Kosten: Basis kostenlos, Pro 10€ / Monat
- für deutsche Recherche geeignet: ja
- Link: keenious.com
Keenious ist ein innovatives AI Tool, das die Literaturrecherche um einiges verbessert. Das Tool lässt sich in Microsoft Word oder Google Docs integrieren. Dort gibt es dir direkt beim Schreiben Literaturtipps zu deinem Text. Alternativ kannst du deine Entwürfe auch auf der Online-Plattform hochladen. Im kostenlosen Basis-Abo kannst du zwei Seiten analysieren lassen. Im Pro Abo kann Keenious bis zu 50 Seiten bearbeiten.
Scite
- Kosten: 15,92€ / Monat für Studierende & Forschende (7 Tage kostenlos testen)
- für deutsche Recherche geeignet: beschränkt
- Link: scite.ai
Auf den meisten Plattformen zur Recherche nach wissenschaftlichen Artikeln wird dir lediglich angezeigt, wie oft ein Artikel zitiert wurde. Was die Zahl nicht verdeutlicht ist, was in diesen Zitationen passiert – wurde die Quelle kritisiert? Wurden die Ergebnisse widerlegt, erweitert oder bestätigt? Wurde der Artikel vorwiegend in Methodik-Kapiteln zitiert?
Scite gibt dir Einsichten zu genau solchen Fragen. Das AI Tool ist mit Chat GPT verknüpft. Es kann dir auch eine gesamte Literature Review erstellen und deine Fragen beantworten – und das, anders als bei ChatGPT, mit Quellenverweisen.
Wenn du bei Scite eine Frage auf Deutsch stellst, wird diese auch auf Deutsch beantwortet. Allerdings werden in unserem Beispiel (siehe Bild) dennoch nur englische Quellen durchsucht. Deshalb ist scite nur bedingt geeignet für Recherche im deutschsprachigen Raum.
Scispace
- Kosten: Basic kostenlos, Premium 12$ / Monat
- für deutsche Recherche geeignet: nein
- Link:scispace.com
SciSpace ermöglicht es Forschenden, Zeit zu sparen, indem es Artikelinhalte erklärt und Zusammenfassungen liefert. Die Plattform bietet zudem Optionen, um Notizen zu machen, Hervorhebungen zu speichern und wissenschaftliche Artikel in verständlicher Sprache zusammenzufassen.
Leider verwendet scispace nur englische Quellen und ist deshalb für rein deutschsprachige Recherche nicht geeignet. Aber die zahlreichen Funktionen können dennoch im Rahmen der gesamten wissenschaftlichen Arbeit hilfreich unterstützen.
Tipps zur optimalen Nutzung von AI-Tools für die Literaturrecherche
Kombiniere Tools
Die beste Strategie ist oft die Kombination mehrerer Tools, um eine umfassende Recherche sicherzustellen. Beginne mit einer Plattform wie Elicit oder Undermind, die dir einen Überblick über das gesamte Thema kompakt zusammenfasst. Mit einem Finder wie Semantic Scholar kannst du anschließend passende Artikel sammeln. Artikel, die besonders relevant für dein Thema sind, kannst du mit Connected Papers noch vertiefen und deren Zitationen untersuchen.
Faktencheck
Die oben genannten AI Tools sind extra auf die Wissenschaft ausgelegt und werden faktengeprüft, deshalb sollten dir dort eigentlich keine Fehlinformationen unterlaufen. Solch ein akademischer Faktencheck fehlt jedoch bei anderen AI-Plattformen wie ChatGPT, Googles Gemini oder anderen Anbietern. Diese erfinden unter Umständen auch Ergebnisse oder Quellen. Für wissenschaftliche Literaturrecherchen ist deshalb von ChatGPT & Co eher abzuraten.
Behalte die Oberhand
Ja, künstliche Intelligenz kann wissenschaftliche Arbeit enorm vereinfachen. Aber komplett zurücklehnen solltest du dich in deiner Forschungsarbeit nicht. Vieles kommt dennoch auf deine eigenen Ideen und schlauen Gedanken an. Nutze Tools wie die obigen deshalb lediglich zur Unterstützung, aber lasse nicht die ganze Arbeit von ihnen erledigen. Die Tools können dir helfen, passende Artikel zu finden, diese zu verstehen, und deren Verknüpfungen zu sehen. Aber du solltest die Artikel selbst lesen und mit deiner Forschungsfrage in Verbindung bringen.
Fazit: Mehr Effizienz dank AI-Tools zur Literaturrecherche
AI-Tools zur Literaturrecherche bieten enorme Vorteile für Forscher und Studierende, indem sie die Effizienz steigern und den Zugang zu relevanten Quellen erleichtern. Ob durch personalisierte Empfehlungen, visuelle Darstellungen oder spezifische Antworten auf Forschungsfragen – KI-gestützte Recherchetools sind eine wertvolle Unterstützung in der akademischen Arbeit.
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